Eure Kinderwunsch-Geschichte XII: Meine Diagnose PCO mit IR. Und nun bin ich in psychologischer Betreuung.

Ein Text von Franzi.

Meine Geschichte begann im Jahr 2012. Das Jahr, in dem ich meinen Mann kennen und lieben gelernt habe. 

Ich bin ein Jahr zuvor von Thüringen nach Salzburg gezogen, um mich auf mein ganz persönliches Abenteuer zu begeben. Zu diesem Zeitpunkt war ich zarte 18 Jahre alt und habe nie damit gerechnet, das ich mir ein Leben aufbauen werde, welches ich mit dieser einen Person teilen darf. Und vor allem dachte ich zu dieser Zeit auch nicht daran, hier zu bleiben. 

Unsere Kinderwunschzeit beginnt: Meine Diagnose.

Nachdem die Zeit des Kennenlernens vorbei war und wir uns in einer „richtigen“ Beziehung befanden, wurde ich relativ schnell ungeplant schwanger. Nach dem ersten Schock (der es für uns wirklich war, da ich mich zu dieser Zeit in meiner 2. Ausbildung befand) war die Freude groß. Nur leider hielt die Freude nicht lange an, denn in der 11. Woche habe ich das Baby verloren. Gemeinsam entschieden wir dann, ein wenig Zeit verstreichen zu lassen und es dann erneut zu versuchen. Dies blieb aber leider ohne Erfolg. Mein Mann und ich haben dann zusammen entschieden, dass wir einen ärztlichen Rat brauchen, um im „Babythema“ weiter zu kommen.

Nach unzähligen Untersuchungen und etlichen Ärzten stand meine Diagnose fest: Ich habe PCO mit IR (polyzystische Ovar Syndrom mit Insulinresistenz). Eine Diagnose, die sehr viele Frauen ereilt, welche aber so unterschiedlich in ihrer Auswirkung ist, das man manchmal beim Gespräch mit anderen Betroffenen das Gefühl hat, es handele sich um komplett verschiedene Krankheiten. Wir informierten uns, welche Möglichkeiten wir nach dieser Diagnose haben, um uns den Wunsch eines eigenen Kindes zu erfüllen.

Unser Weg in die Kinderwunschklinik.

Schnell sind wir auf eine naheliegende Kinderwunschklinik gestoßen. Im ersten Gespräch war schnell klar: entweder wir müssen heiraten oder wir haben jede Menge Kosten, die auf uns zukommen werden. 

Wieder ließen wir einige Zeit vergehen und in einem für mich nicht vorhersehbaren Moment im Urlaub machte mir mein Mann einen Heiratsantrag. Kein halbes Jahr später waren wir nun offiziell Mann und Frau. Nach unserer Hochzeit im Februar 2017 nahmen wir wieder Kontakt zu der Klinik auf. So begann nun unser Weg mit der Kinderwunschklinik. Ein Weg, den ich gewiss nicht wieder wählen würde. 

Nachdem klar war, das bei meinem Mann alles in bester Ordnung ist, fingen die Ärzte in der Klinik an, mich nochmals zu untersuchen. All die Untersuchungen, die ich schon zu Beginn vorgenommen wurden, wurden wieder und wieder durchgeführt. Ohne neue Erkenntnisse für die Ärzte. Es blieb bei der Diagnose und bei dem Problem, das ich nicht schwanger wurde/ werde. Die Ärzte tappten im Dunklen und empfahlen mir, Hormone zu nehmen. "Dann würde das schon funktionieren!" 

"Ich kann das nicht mehr!"

Nach mehr als einem Jahr (14 Monate, um genau zu sein) Hormonbehandlung habe ich zu meinem Mann ganz offen gesagt, dass mich die Hormone kaputt machen. Er schaute mich traurig an und seine Worte waren, wie immer in der ganzen Zeit, warm und unterstützend. Es kamen keine Vorwürfe, weder während der Behandlung, wo ich sehr an Stimmungsschwankungen zu leiden hatte, noch nachdem ich sagte, dass ich es nicht weiter ertragen kann. Er war immer da, bedingungslos! Wir haben (trotz Ehe) mehrere Tausend Euro in das „Projekt“ Kinderwunsch gesteckt. Ohne, dass uns wirklich geholfen wurde. Schlussendlich standen wir allein da. Zwei sich liebende Menschen am Abgrund ihrer Gefühle und vollkommen durcheinander.

Mein Mann wurde nach dieser (auch für Ihn!) schweren Zeit sehr still und machte das mit sich aus. Ich hingegen wusste nicht mehr, wohin mit meinen Gefühlen. Ich wollte am liebsten nur noch schreien und davon laufen. Die Zeit hat so an mir genagt, dass ich zusammen mit meiner Hausärztin entschieden habe, dass eine psychologische Betreuung in dieser Situation sinnvoll wäre. Am Anfang habe ich mich sehr dafür geschämt, für alles. Für die Kinderlosigkeit, für die Gefühlsausbrüche und zum Schluss auch für die Besuche beim Psychologen. Lange Zeit habe ich mich nicht mehr als Frau wahrgenommen und konnte mich auch nicht mehr öffnen. Ich habe mich von Freunden zurückgezogen, als sie Kinder bekamen und lebte in meiner eigenen Welt. Abgeschottet von jeglichen (außerberuflichen) sozialen Kontakten.

Ich nahm psychologische Hilfe in Anspruch.

Nun bin ich seit knapp zwei Jahren in Behandlung bei meinem Psychologen. Alle vier Wochen eine halbe Stunde. Und es hat mir bis hierhin sehr geholfen. Ich habe neue Ziele im Leben gefunden, welche nichts mit dem Kinderwunsch zu tun haben. Ich arbeite im Kindergarten, was mir so viel auf meinem Weg gegeben hat und auch noch gibt und seit September 2020 studiere ich berufsbegleitend soziale Arbeit. Mein großes Ziel (auch um diese „Baby-Lücke“ zu füllen) ist es, einen Doktor in Sozialwissenschaften zu machen, um anderen Menschen auf ihrem Weg zum Kind zu helfen. 

Seit einiger Zeit nehme wieder aktiv am sozialen Leben teil und kann mich selbst im Spiegel ansehen und sagen „Du bist genug!“ Ich gehe jetzt einen Weg, der mich sehr erfüllt. Gemeinsam mit meinem Mann. Wir reisen viel, machen die Nächte durch und wir lachen viel zusammen. Wir haben uns nicht bewusst für ein kinderloses Leben entschieden, aber wir genießen mittlerweile wieder unsere Zweisamkeit, ohne jeglichen Druck. Klar, der Gedanke eines eigenen Kindes hat uns noch immer nicht losgelassen (gerade weil mein Mann 14 Jahre älter ist als ich), aber der Kinderwunsch steht nicht mehr im Mittelpunkt. Es ist eher eine Randnotiz geworden und ganz vielleicht haben wir ja doch noch eines Tages das Glück ein kleines Wunder in den Armen zu halten. Ganz ohne Medizin und ganz ohne Druck, denn es ist bei mir „nur“ zu 80% ausgeschlossen, das es auf natürlichem Wege funktioniert. Also halten wir uns an die 20%, die wir haben und hoffen das Beste!

Und: Ein Leben mit Kindern ist schön, aber eines ohne Kinder auch. Positiv zu denken ist gerade in so einer Situation sehr wichtig. Das musste ich auch erst wieder lernen.

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Oh, Franzi, danke für deinen mutmachenden Text und deine neu gewonnene Lebensfreude, die du dir hart erarbeitet hast.

Wer mit Franzi Kontakt aufnehmen möchte, erreicht sie bei Instagram unter @franzi_d_29.