Eure Kinderwunsch-Geschichte VIII: Als ich losließ, wurde ich schwanger.

Ein Text von Eva Berlejung (bei Instagram evaberlejung)

Ich war nie auf Kinder bekommen eingestellt. Auch heiraten war nie Thema. Ich wollte immer nur meinen Traumberuf und war glücklich damit. Mit Kindern hab ich immer gerne gespielt. Aber eigene waren nie in meinem Kopf. Bis ich meinen persönlichen Türöffner hatte als ich mein eigenes Kindertheater gründete. Da fing ich an nachdenklich zu werden. Es war aber nur ein flüchtiger Gedanke.

Aber: Es fing an, mir etwas aus zu machen, wenn jemand sagte: "Na, du bist aber auch schon alt für Kinder. Da müsst ihr euch aber mal beeilen." Oder wenn Freunde ihre Familie planten und sagten: "Aber mit 35 ist Schluss." Irgendwann kam ich mir vor wie eine Frau mit Verfallsdatum. Ich war damals 33. Und auch in der eigenen Familie rissen die Kommentare nicht ab. "Na, ihr seid doch jetzt lange genug zusammen! Ach, ich hätte gerne Enkel." Und ich hab mich gefragt: Will ich wirklich ein Kind oder denke ich nur, ich sollte eins wollen?

Ich wusste es nicht wirklich, weil es nie Thema war. Mein Partner wollte es aber definitiv und ich hab gesagt: "Okay, versuchen wir es mal." Zeitgleich mit anderen Freunden haben wir es versucht und ich konnte mich austauschen. Wobei es mich wohl eher nervös gemacht hat, weil sie gefühlt alles wussten und ich nicht. Sie wurden auch sofort schwanger und ich nicht. Ich freute mich für sie. Doch umso länger es bei uns nicht klappen wollte, und das scheinbar ohne Grund, wurde ich ungeduldig. Und je nach Zyklusstand war meine Laune euphorisch oder tief schwarz. Das konnte ich nach einem Jahr auch weder steuern noch verbergen. Da hatte ich auch gar keine Lust drauf. Ich dachte, Angriff sei die beste Verteidigung. Und sagte immer, dass wir eben in der Warteschleife sind.

Aber selbst wenn dir jemand sagt, dass du nicht so viel nachdenken darfst: Ich hätte weinen können. Es ist normal, dass es einen beschäftigt. Denke nicht an Schokolade und du willst Schokolade. Mag ein komischer Vergleich sein, aber so ist es. Als Paar hat es uns sehr belastet und der Spaß blieb dann auch auf der Strecke. Und überall sah man Schwangere und Kinderwägen. Es war wie ein Spießrutenlauf. Als könnte man dem Thema nicht entkommen.

Ich gab meine Verantwortung innerlich ab. Und hielt eine Woche vor Termin in der Kinderwunschklinik den positiven Test in den Händen.

Als alle Untersuchungen beim Gynäkologen gemacht waren, gab mir meine Cousine den Tipp mit der Kinderwunschklinik. Ich fand es übertrieben, weil wir ja so keine Probleme hatten. Zumindest lag keine Einschränkung vor. Sie selbst hatte vier Fehlgeburten und sieben Jahre gebraucht, bis sie ihr Baby hatte. Aber sie bestärkte mich und bald hatte ich einen Termin. Ich gab meine Verantwortung innerlich ab. Und eine Woche vor dem Termin hielt ich einen positiven Test in der Hand. Und weiter ging die Reise. Als wir es verkündeten sagte jeder: "Na siehst du! Ich hab ich dir doch gesagt, dass du das letzte Mal schon schwanger ausgesehen hast!" Die Kommentare wurden auch in der Schwangerschaft nicht besser.

Auch bei Kind 2 hat es länger gedauert.

Genau ein Jahr haben wir es versucht und am Anfang war noch alles entspannt. Aber nach einem halben Jahr fing ich an, in alte Muster zu fallen und wurde ungeduldig. Und die Freundin von damals wurde wieder vor mir schwanger. Und wieder wusste sie alles besser. Ich kenne meinen Körper genau. Also wusste ich, wann der richtige Zeitpunkt sein muss. Trotzdem fing ich an zu zweifeln und wieder zu testen, um sicher zu gehen. Die Fragen anderer Frauen in der Krabbelgruppe trugen auch dazu bei, dass ich genervt wurde. Ich wurde gefragt, ob wir denn nur eins wollen, weil bei uns ja wohl nichts unterwegs sei. Zu dem Zeitpunkt war mein Kleiner gerade 1,5 Jahre alt. Ich hab immer ehrlich und frontal geantwortet. Trotzdem hat es mich nie kaltgelassen.

Genau ein Jahr später hat es geklappt. Ich weiß genau, wann es passiert sein muss. Man sagt immer, man sollte öfter um den Eisprung herum Sex haben. Am Ende ist es aber ganz egal wie oft. Es reicht einmal und der richtige Zeitpunkt. Und Spaß. Und Loslassen ist am Ende wichtig. Das war beim ersten Mal so und dieses Mal auch.

Ich bin einfach nur meinem Gefühl gefolgt und das war immer richtig. Ich hab den Test am 1. Januar gemacht. Ein schönes Geschenk fürs neue Jahr. Ich bin glücklich. Endlich geht mein Wunsch in Erfüllung. Und ich weiß, was für ein großes Wunder passiert ist. Ich bin aufgeregt und neugierig wie es mit zweien wird. Gleichzeitig beschleicht mich Panik. Mit der anfänglichen Übelkeit kommt bei mir die Angst. Angst vor der Geburt, Angst davor wieder in ein tiefes Loch zu fallen, Angst davor das gerade neu sortierte Leben wieder zu verlieren…. Blöd diese Angst, wo man es sich doch so sehr gewünscht hat.

Ja, aber nun schreibe ich diesen Text und die beiden sitzen hier Zuhause wie die größten Wunder der Welt. Wenn ich andere höre, die es gerade länger versuchen, hoffe ich immer, dass sie dran bleiben und nicht aufgeben, daran zu glauben. Heute bin ich Mama für jeden sichtbar. Zwei Kinder an der Hand, eines im Bauch und/aber eins im Herzen. Der Weg ist selten leicht. Und wer sagt, ab wann man Mama ist. Ich war es von dem Moment an, als wir es versuchten.

_________________________________________________________________________________

Danke, Eva, für deine Zeilen. Ich wünsche dir eine problemlose Schwangerschaft und einen tollen Start als Dreifachmama.