Ein Text von einer Leserin, die gern anonym bleiben möchte:
„Das hab ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe!“ Pippi Langstrumpf
Der Weg zu meinem Wunder! Unsere Familiengeschichte ist (noch) etwas ganz Besonderes, wobei jede Familiengeschichte etwas Besonderes ist – denn jede Familie ist einzigartig.
Alles fing nach der Trennung meines langjährigen Partners an. Damals war ich Mitte 30 und dachte, dass ich in meinem jetzigen Alter bereits in einem Schwedenhaus leben würde - samt meiner drei Kinder und Ehemann. Stattdessen war ich plötzlich Single, um mich herum heirateten alle, bekamen Kinder und fingen an, nach Häusern zu suchen. Die Partnersuche gestaltete sich schwierig, da viele Männer frisch getrennt waren und nichts Langfristiges suchten. Was tun, wenn man sich Kinder wünscht? Zudem wurde mir immer wieder bewusst, dass mein größter Wunsch darin bestand, Mama zu werden. Jemanden mal eben mit nach Hause nehmen, kam für mich nicht in Frage.
Also fing ich an zu recherchieren und landete immer wieder auf der Seite der Storkklinik (Storchenklinik) in Dänemark. Immer öfter kam der Gedanke auf, diesen Weg ohne Partner zu gehen, denn den würde ich mir auch noch später suchen können. Was mich aber sehr beschäftigte, war der Gedanke daran, alleinerziehend zu sein. Meine Mutter war es und ich wollte es nie sein, bis mir klar wurde, dass ich es nicht für immer sein werde. Dies beruhigte mich ungemein und ich konnte mich voll und ganz auf mein Vorhaben konzentrieren. Der Weg war nicht einfach, er kostet viel Zeit und Kraft. Ohne meine Freunde hätte ich es nicht geschafft, denn die Angst war immer da.
In eine Kinderwunschklinik zu gehen klingt oft so einfach, ist es für mich aber nicht gewesen. Emotional war es eine Achterbahn der Gefühle und ohne einige Voruntersuchungen, Laborergebnissen, Fragebögen etc. kann man da nicht so einfach hin. Hinzu kommt der ganze organisatorische Aufwand, neben der Vollzeitstelle und dem Planen rund um den Eisprung. Ich habe früh meine Chefin eingeweiht, damit keine Missverständnisse bezüglich spontaner „Urlaubsgesuche“ aufkommen. Auch unterstütze mich meine Frauenärztin sehr, was wohl immer noch keine Selbstverständlichkeit ist. Beim ersten Versuch war ich voller Vorfreude und Optimismus, aber als dann die Periode kam, war ich natürlich sehr traurig.
Dennoch, wer diesen Weg geht weiß, dass dafür keine Zeit bleibt. Denn: Nach der Periode ist vor dem Eisprung. Also ging es wieder ans Rechnen, zum Messen zur Ärztin, zum Autoverleih und mit einer Freundin wieder Richtung Dänemark. Auch dieser Versuch scheiterte und ich war dann noch etwas trauriger als beim ersten Mal.
Beim dritten Versuch war alles anders. Ich fuhr mit meiner besten Freundin hin und wir machten uns zwei wunderschöne Tage in Kopenhagen mit einer anderen Freundin. Ich war viel entspannter als die Male davor. Vor genau einem Jahr hielt ich dann den positiven Schwangerschaftstest in den Händen. Das Witzige daran war, dass ich beide Striche gesehen habe und beim Weglegen dachte: „ Es hat wieder nicht geklappt “. Es klingt verrückt… Obwohl ich, wie jede Frau, weiß, was zwei Striche bedeuten, hab ich es nochmal gegoogelt. Ich brauchte es tatsächlich schriftlich, um dann endlich zu verstehen, dass es geklappt hat. Ich war völlig aus dem Häuschen und hätte die ganze Welt umarmen können. Leider konnte ich es noch keinem erzählen, denn meine Freundinnen schliefen um 5 Uhr morgens natürlich noch. Ab 8 Uhr haben es alle wichtigen Menschen gewusst und sich unendlich für mich gefreut.
Die Schwangerschaft war voller Ängste und Verdrängung. Als andere meinen wachsenden Babybauch sahen, schob ich diesen lediglich auf zu viel Schokolade und Pizza. Die Angst, mein Baby zu verlieren, war sehr groß. Das kennt bestimmt jeder Frau, die schon mal eine Fehlgeburt erleiden musste. Nach fünfmonatiger Dauerübelkeit sah auch ich den dicken Bauch und spürte die Bewegungen. Da wurde mir klar, dass ich wirklich bald mein Baby in den Armen halten werde. Nun ist mein Wunder vier Monate alt und manchmal ist es noch unbegreiflich für mich.
Wenn ich aufwache liegt sie neben mir, einfach so. Liebe pur. Ich wünsche mir, dass meine Tochter in einer offenen Welt aufwächst. In einer Welt, in der sie offen darüber sprechen kann, dass es einen Helden gibt, der uns zusammen gebracht hat. Ich wünsche mir, dass sie die Bedeutung einer Familie versteht und Familienkonstellationen unterschiedlich sein können. Sie soll wissen, dass es Menschen gibt die sie lieben – all ihre Tanten, ihre Oma und ihre Freunde. Meine Tochter wird von vielen Menschen geliebt, aber am meisten natürlich von mir.Sie hat mich zu einer Mama gemacht und das ist das schönste Gefühl auf der Welt.
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Danke für deinen Text, liebe Leserin. Ich finde es beeindruckend, stark und wunderbar, dass du diesen Weg allein gegangen bist. Und jetzt bist du es nicht mehr und wirst es nie wieder sein!
& Wer sich von euch mit der lieben Leserin austauschen möchte, darf sich gern bei mir unter community@josephiiine.de melden. Ich stelle dann den Kontakt her.