Eure Kinderwunsch-Geschichte VI: 6 Jahre, 2 Fehlgeburten, 1 IUI, 3 ICSI‘s und zwei Eizellspenden. Fast.

Ein Text von Annkristin:

Ich bin Annkristin, 33 Jahre alt und das ist meine Geschichte.

Die Entscheidung ein Kind zu bekommen ist ja immer etwas großes, romantisches, tolles, aufregendes und vor allem etwas positives! Wenn sich die Dinge dann aber anders entwickeln wird es zu einem Projekt.
Stress, Angst, psychische Belastung, finanzielle Probleme, unzählige Termine, Telefonate, Organisation, tonnenweise Fragebögen und sogar Verträge müssen unterschrieben werden, ganz zu schweigen von den körperlichen Strapazen. Man steht mit Bauchschmerzen vor großen Entscheidungen, die man eigentlich nicht treffen müssen sollte. Und am Ende sitzt man vor einem Berg Bürokratie und anderen Dingen, die eigentlich so gar nichts mit einem Baby zu tun haben sollten. Positiv oder gar romantisch ist daran nichts mehr. Es ist Arbeit, viel Arbeit... in jeglicher Hinsicht.

6 Jahre, 2 Fehlgeburten, 1 IUI, 3 ICSI's und unzählige schlaflose Nächte

Und unzählige schlaflose Nächte, ob Adoption ja oder nein. Das ist meine Geschichte in Kurzfassung.
Doch hier endet sie nicht. Zum Glück. Denn wir entschieden uns Anfang des Jahres unsere letzte Chance wahrzunehmen. Einmal nahmen wir noch all unseren Mut zusammen, einmal nahmen wir nochmal jegliche Enttäuschungen in Kauf, einmal wollten endlich wir dran sein!

Wir entschieden uns für eine Eizellspende.
Eine Entscheidung die alles andere als einfach war und dennoch waren wir uns am Ende zu 100 % sicher auch ein Kind lieben zu können, dass nur zur Hälfte unsere Gene besaß.

Über 3 Stunden führten wir ein Erstgespräch in einer Klinik in Karlsbad, ließen ein paar Untersuchungen über uns ergehen und am Ende kam die Frage der Fragen... „wollen Sie ganz sicher die Eizellspende durchführen lassen?“ .

In diesem Moment vergaß ich alles was wir vorab über Wochen zu Hause besprochen hatten, ich hörte diesen Satz und irgendwie konnte ich nicht glaube, dass wir wirklich diesen Weg gehen mussten. Nicht weil ich plötzlich Zweifel daran hatte, sondern mich überkam eine unendlich große Wut! Wieso? Wieso klappt es nicht wie bei allen anderen? Ich merkte wie sich meine Augen vor Zorn mit Tränen füllten und ich mich fühlte als wäre ich weit weg, meine Gedanken waren wie in einer Blase gefangen, ich spürte nur noch Verachtung... für all das... ich nahm kaum noch etwas wahr, starrte vor mich hin und fühlte mich nicht in der Lage etwas zu sagen.

Dann nahm mein Mann meine Hand, hielt sie ganz fest, sah mich an und holte mich in die Realität zurück.
„Ja, wir möchten die Eizellspende durchführen lassen“. Dieser Satz, diese Entscheidung, könnte vielleicht unsere Leben verändern.

„Haarfarbe, Augenfarbe, Größe, Gewicht... Bitte kreuzen Sie Ihre Wünsche an.“

Vor uns lag ein Berg Papier und zwischen Verträgen und Rechnung legte man uns ein kleines Zettelchen vor: „Haarfarbe, Augenfarbe, Größe, Gewicht... Bitte kreuzen Sie Ihre Wünsche an.“.
Weiterhin eine für mich absolut surreale Situation, aber ich wusste, dass diese Entscheidungen getroffen werden mussten und deshalb hatten wir dies auch vorab zu Hause besprochen.Doch dann lag dieser Zettel vor uns und plötzlich erschien es mir absolut lachhaft nur „dunkelbraun“ oder „1,60m“ anzukreuzen.... die Haar- oder Augenfarbe unseres Kindes war so egal. So unwichtig. So belanglos.

Mein Blick ging zu meinem Mann und ich war erleichtert, als ich seinen Gesichtsausdruck sah, der verriet, dass er genauso dachte. Kurzerhand hörten wir auf unseren Bauch und machten entschlossen unsere Kreuze in den Kästchen.

Dennoch, für mich immer noch schwierig zu akzeptieren all diese Entscheidungen treffen zu MÜSSEN, Entscheidungen die man nicht treffen müssen sollte wenn es darum geht ein Kind zu bekommen, denn normalerweise regelt all das doch die Natur und kein Blatt mit Kreuzchen, dass man dann auch noch in die Hände fremder Menschen legt. Nicht einfach, aber unsere einzige Option. Nach ein paar letzten Untersuchungen unterschrieben wir noch die Verträge und damit fiel der Startschuss.
Die Suche nach einer geeigneten Spenderin begann.

3 Monate später. Auf den Tag genau kam die Nachricht auf die wir voller Vorfreude gewartet haben. Eine geeignete Spenderin wurde gefunden. Ich wusste, es ist nur ein weiterer kleiner Schritt nach vorne und dennoch liefen mir vor Freude die Tränen.
Schließlich kam der Tag, an dem wir in der Klinik saßen. So sicher, dass jetzt nichts mehr schief gehen könne. Mein Mann bekam eine Blutabnahme und machte seine Abgabe, wir erfuhren unerwartet doch noch einige Details über die Spenderin (Haarfarbe, Größe, Alter...) und freuten uns wirklich sehr, denn es hörte sich alles toll an. Und dann, als wir gerade die Klinik voller guter Nachrichten und positiver Einstellung verlassen wollten, hielt man uns auf.

Und in diesem Augenblick fragte ich mich wie viele Enttäuschungen man aushalten kann? Wie viele Niederschläge mutet man seiner Seele zu?

Man rief uns vom Parkplatz wieder zurück in die Klinik, der Blick der Krankenschwester auf den Boden gerichtet. Ich spürte mein Herz schneller klopfen und die Angst machte sich breit. Wir wurden erneut ins Behandlungszimmer gebeten und dort erklärte man uns, dass die OP bei der Spenderin nicht so verlief wie erhofft. Ihr selbst ging es gut, allerdings ließ sich keine ihrer Eizellen punktieren und somit hatten wir wieder mal  n i c h t s.

Man sagte uns, es sei extrem selten, dass sich bei so vielen Eizellen (die im Ultraschall sichtbar waren) wirklich keine Einzige punktieren ließe. Man entschuldigte sich mit bedrückten Gesichtern bei uns und sprach uns Mut zu. Uns war natürlich klar, dass niemand was dafür konnte, wir sind alle nur Menschen, keine Roboter. Manchmal regelt die Natur eben die Dinge selbst, da können wir noch so viel Medizin machen.

Tja, dennoch liefen mir die Tränen, ich konnte nicht glauben das der Weg schon wieder endete bevor er überhaupt richtig anfing. Wieso jedes Mal? Wir haben uns extra für diesen speziellen Weg entschieden, weil ich selbst keine Eizellen mehr habe und trotzdem hörte ich wieder die Worte „wir haben leider nichts“. Die Klinik versicherte uns eine neue Spenderin zu suchen, die Kosten übernahm dafür die Klinik. Wenigstens war das eine echte Erleichterung. Denn immerhin ging es hier nicht zuletzt auch um viele 1000€.
Die Suche nach einer neuen, geeigneten Spenderin konnte nun wieder Monate dauern.
So saßen wir dann im Auto, mit leeren Händen, jede Hoffnung im Keim erstickt. Uns kullerten die Tränen und stellten erneut alles in Frage. Mit diesen Gefühlen fuhren wir wieder nach Hause und fingen wieder an zu warten.

Es vergingen erneut einige Monate bis uns die Nachricht erreichte, dass wir wieder eine geeignete Spenderin hatten. Die Freude war verhalten, denn es war nur ein winziger Schritt in die richtige Richtung.
Der ganze Prozess begann von vorne und als wir diesmal in die Klinik fuhren, erhofften wir uns kaum etwas. Aber einen Tag später erfuhren wir, dass wir sieben Embryonen hatten. Mir liefen die Tränen, diesmal vor Freude! Am 5. Tag waren es noch sechs kleine Embryonen. Sechs potenzielle Babies. Sechs potenzielle Chancen.

Wie unser Weg endet, wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, doch nicht jeder Sturm ist dazu gedacht, um dein Leben zu verwüsten. Manche sind dazu da um den Weg vor dir frei zu räumen 🧡.

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Danke für deine Zeilen, Krissi und für dein Vertrauen. Ich drücke ganz sehr die Daumen, dass sich aus den noch verbleibenden potentiellen Chancen die Liebe eures Lebens entwickelt.

Wer mit Krissi Kontakt aufnehmen möchte, kann dies gern via Instagram tun. Sie heißt dort @pastellpoesie.