Auch mit etwas Abstand bin ich ganz schnell wieder drinnen in dem Island-Gefühl. Und das Herz wird ganz warm und ich beginne zu lächeln. Island hat mich voll und ganz gepackt. Die abwechslungsreichen Landschaften, die Weite, das bisher Ungesehene. Und wahnsinnig schöne Momente zu Dritt. Und daran möchte ich euch auch ein bisschen teilhaben lassen. Weil man so eine Reise vielleicht nicht so oft macht im Leben. Dachten wir. Weil sie besonders ist. Wissen wir jetzt. Aber nun haben wir jetzt schon so viele Punkte auf unserer Liste. Für eine Herbstreise irgendwann. Oh je, aber seht selbst, warum ich so schwärme.
Im Folgenden möchte ich euch nach einer Packliste und der Übersicht unserer schönen Unterkünfte hier gern den ersten Teil der Route (den zweiten Teil findet ihr in ein paar Tagen hier) unseres knapp zwei wöchigen Island-Roadtrips im Sommer zeigen und tagebuchartig Impressionen teilen. Die Gesamtroute führte gemäß unserer sechs verschiedenen Unterkünfte von Reykjavik (Nummer 1 in der folgenden Grafik) nach Akureyri (2), über die West-Fjorde (3) nach Seljalandsfoss (4) bis hin zur Gletscherlagune (5). Und zurück nach Hveragerði (6). Und für alle Island-Neulinge: Von der südlich gelegenen Hauptstadt in Flughafennähe zog es uns erst in den Norden, dann über den Westen der Insel zurück in den Süden. Von dort weiter in den Osten, bevor wir wieder umdrehten. Besser vorstellbar ist es nummeriert sicher so:
22. Juli Reykjavik und Golden Circle
An unserem ersten vollen Tag spazierten wir nach einem ausgiebigen Frühstück von unserem Hotel aus durch die süße, farbenfrohe Altstadt der isländischen Hauptstadt. In der Fußgängerzone sind beispielsweise Hüpfekästchen auf den Boden gemalt, überall hängen Fähnchen und es wirkt super heimelig. Wir liefen bis zur Harpa am Meer und von dort aus zurück ein ein Café ganz in der Nähe des Hotels. Das Café Emilie and the cool kids ist eine süße Empfehlung. Gibt auch leckere vegane Snacks und der Latte Macchiato schmeckt richtig gut. Und es gibt einen Hochstuhl. Love.
Nach einem Mittagssnack fuhren wir raus aus der Stadt und den Golden Circle (Gullni hringurinn) entlang. Das ist eine beliebte Reiseroute, über die man mittels eines Tagesausflugs die drei bekanntesten Sehenswürdigkeiten Islands sehen kann. Wir waren heiß auf die Landschaft, von der wir so viel erwarteten. Fast schon so viel, dass ich Angst hatte, enttäuscht zu werden. Während die Kleine einschlief, kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Überall Pferde und Schafe, die Farbe der Landschaften änderte sich im Minutentakt und je nach Lichteinfall. Und: Man kann so weit sehen. So weit sehen, dass es das Auge gar nicht fassen kann.
Unser erster Stopp war der mehrstufige Wasserfall & erwartungsgemäß Touri-Hotspot Gulffoss. Unfassbar, dass man ihn erst gar nicht sehen kann. Und sich dann plötzlich diese faszinierende Wasserwucht vor einem offenbart. Danach hielten wir im Geothermalgebiet Haukadalur. Dort haben wir Geysire (der Ur-Geysir, von dem alle Geysire ihren Namen haben und beispielsweise Strokkur, der bricht alle zehn Minuten aus), heiße Quellen und blubbernde Schlammlöcher gesehen. Und das war unsere erste Erfahrung mit dem unverkennbaren faule Eier-Geruch. Und damit, dass eine Wanderkraxe keine schlechte Investition war. Wie der Gulfoss waren auch die Geysire semi-kindersicher abgesperrt. Und da war es schön, die Kleine ganz sicher auf unserem Rücken zu wissen. Und danach in dem schönen Holz-Besucherzentrum zum Ausflugsabschluss einen kalten Eistee zu trinken.
23. Juli: Ankunft in Akureyri
Wir verließen Reykjavik und fuhren die geplant längste Strecke mit dem Auto. Gen Norden nach Akureyri. Die viertgrößte Stadt Islands, manchmal auch die "Hauptstadt des Nordens" genannt. In das Airbnb, was ich schon immer mit Island verbunden habe. In das ich schon immer wollte, auch wenn noch keine Islandreise geplant war. Und: Wie viel man sieht, wenn man einfach nur Auto fährt. Wir wollten dauernd anhalten, alles war so schön. Wie gemalt. Wie viele Bilder ich aus der Fensterscheibe gemacht habe. Verwackelt, Reflexionen, aber ganz viel Herz.
Bevor wir in unser Airbnb eincheckten, schauten wir uns noch den Botanischen Garten in Akureyri an. Und das architektonisch wunderschöne Café im Botanischen Garten. Kaffee, Kuchen, Snacks, viel Weitsicht und Gemütlichkeit: große Empfehlung! Genauso wie das Airbnb. In dem ich einfach nur glücklich war. So schön.
24. Juli: Von Akureyri aus nach Husavik und Mývatn
Am Morgen fuhren wir nach Husavik. Dort hin, von wo aus Walbeobachtungstouren empfohlen werden. Unser Ziel war eine Aussichtsplattform. Die war jedoch voller Nebel. Eigentlich uncool. Man sah nichts - und doch so viel. Ich habe selten etwas Schöneres gesehen. Es war so mystisch. Im tiefsten Nebel sah man ab und zu Schafe, umringt von den anspruchslosen lilafarbenen Lupinen. Inmitten einer marsähnlichen Landschaft. Irgendwann ließ der Nebel nach und wir waren hier.
Und es war ein wahrgewordener Traum. Wir fuhren weiter, staunten und fotografierten. Bis zum Vulkankrater Hverfjall in der Nähe des Sees Mývatn. Ebenfalls eine absolut unwirkliche, beeindruckende Landschaft. Der Aufstieg war leicht und ging zügig. Im Anschluss haben wir in der Nähe eine absolut überteuerte Pizza in einer kleinen Holzhütte gegessen und haben die Mývatn Nature Baths aufgesucht. Und, ich bin schon wirklich entspannter geworden, was dieses Fotoding angeht. Aber ein bisschen hat es mich schon gekribbelt: Wasserdampf, nasse Löckchen, Strahlegesicht. Inmitten einer spektakulären Aussicht auf Fjorde und den Vulkan. Im warmen Wasser und Sonnenschein Wir zu Dritt. Es war magisch. Und ein bisschen mehr kribbelte es mit jedem Handy, was ich im Wasser sah. Auf der Jagd nach dem perfekten Bild. Und dann entschied ich mich bewusst dafür, diesen Moment ganz für uns zu behalten. Und er war wunderschön.
25. Juli: Ankunft in den Westfjorden
Sattsehen kann man sich an dieser Landschaft einfach nicht. Zumal es überall komplett anders aussieht. Je nach Lichtfall anders nuanciert, anders gesättigt. Neues Grün, gar kein Grün. Aber die Schafe, die sind eine Konstante. Und das permanente Gefühl, hier nicht mehr wegzuwollen. Diese Weite zu leben. Wenigstens in diesem Moment. Unser erstes Unterwegs-Ziel war laut unserer Recherche sehr abgelegene und wenig besuchte Hotpot in der Nähe des Wasserfalls Reykjafoss. Der war schwierig zu finden, was aber unseren Ehrgeiz weckte. Vergebens, denn die Zufahrt war geschlossen. In der Nähe von Hvammstangi pausierten wir dann spontan so richtig. Etwa die Mitte zwischen Akureyri und unserem Ziel Búðardal.
Auf der Ring Road war ein Schild in Form einer Seerobbe: Das hat mich gecatcht und Philipp zum Googlen gebracht. Es war ein Hinweis aufs International Seal Center. Das hatte geschlossen, machte mich aber ganz nervös: Hier könnte es Robben geben. Also sind wir nach Hvammstangi abgebogen und am Hafen ausgestiegen. Es hätte ja klappen können. Aber wir haben wirklich gut hier gegessen. Im Sjávarborg Restaurant. Vegetarischer Burger, für die Kleine Pommes und Stifte zum Malen. Nettes Ambiente, direkt am Meer. Das könnt ihr machen, wenn ihr hier in der Nähe seid. Und wir wussten: Wir müssen Robben sehen. Ganz bald!
Und unsere neue Unterkunft für zwei Nächte war ebenfalls ein Traum: Whirlpool und der erste richtige Sonnenuntergang für uns hier auf Island. 22:30, als das Kind schlief. Es war magisch.
26. Juli: Halbinsel Snæfellsnes
Unser Ziel war Ytri Tunga auf der Halbinsel Snæfellsnes (seitdem nannte Philipp jeden Ort unserer Reise: "Sniffelsnäffel"). Dort soll man prima Robben beobachten können. Und es gibt einen Parkplatz ganz in der Nähe (wirklich relevant, wenn man meist ein Kleinkind auf dem Arm oder Rücken trägt, weil man sonst nie ankommen würde). Und ich war wirklich aufgeregt. Erzählte der Kleinen schon die ganze Zeit, dass das das Schöne an der freien Wildbahn sei: Keine Käfige, aber man kann sich auch nicht sicher sein, dass man welche sieht. Und dass das ein ganz großes Geschenk sei. Und: Da waren sie. So schön. Das war wirklich ganz besonders. Sie gähnten, klatschten sich auf den Bauch und wirkten so zufrieden. Und zuckersüß. Dass sie einfach so wegkonnten, das berührte mich sehr.
Große und kleine Felsen formen eine Art Landzunge, auf der man leicht kletternd näher an die Robben kommt. Ein kleiner Abenteuerspaziergang mit kleinem Kind, aber: We made it. Insgesamt auch wirklich ein landschaftlich sehr schöner Spot. Der Strand ist sehr sauber und weitläufig.
Danach fuhren wir eine der unbefestigten Straßen (F-Roads) um den Snæfellsjökull (also Sniffelsnäffel) im Snæfellsjökull Nationalpark entlang. Dabei boten sich wirklich spektakuläre Aussichten. Und wir sahen wieder Schnee. So schön. Und ich wundere mich bei dem wirklich dollen Geschuckel immer noch, dass die Kleine da zumindest etwas schlafen konnte. Also manchmal. Da die Google-Karten irgendwann nicht mehr gelesen werden konnten, drehten wir um und fuhren auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel noch etwas essen. Und auch hier wieder eine große, leckere Empfehlung für euch: Guten Kaffee, Kuchen und eine wirklich leckere Pizza (ihr wisst, wir kennen uns sehr gut aus auf diesem Gebiet!) bekommt ihr in Grundarfjörður im Laki Hafnarkaffi.
Auf dem Rückweg wollten wir, nachdem der Hotpot am Vortag geschlossen war, in den Hotpot Landbrotalaug. Aber: Auch der war geschlossen. Dann badeten wir in unserem eigenen Whirlpool. Auch okay. :P
...wie unsere Reise weitergeht erfahrt ihr hier.