Die Leichtigkeit mit Instagram. Und warum sie (mir) manchmal kurzzeitig abhanden kommt.

Zum Glück habe ich bald ein Stativ. Denn hier sitze ich mit dem Handy als Auslöser vor einem Bücherstapel auf einem Hocker. Werde gephotobombed von unserer Tochter. Und bekomme es irgendwie nicht hin, in die Kamera zu schauen, weil ich ja gleichzeitig auf das Handy schauen muss. Ich muss noch viel lernen, ich junger Padawan. Und mir meine Leichtigkeit mit und auf Instagram bewahren. Die verlier ich nämlich manchmal. Und ich bin mir sicher und weiß: Einige von euch auch. 

Es werden Follower und Likes gekauft, Konkurrenz und Druck entstehen.

Das professionelle Führen eines Instagramaccounts ist nicht immer so fluffig leicht, wie es manchmal scheint. Mails müssen beantwortet werden. Kooperationsbilder produziert und zur Freigabe geschickt werden. Bestenfalls wird täglich mindestens ein Bild gepostet. Mit einer schönen deepen Message, damit sich maximal viele Follower angesprochen fühlen. Gern auch mal anecken, Tabuthemen ansprechen, Haut zeigen, Schwachstellen thematisieren. "Ungestellte" Bilder ziehen auch. Und offensichtlich nicht ernst gemeinte "Ich bin eine von euch"-Slogans. Redaktionspläne entstehen. Bilder werden danach ausgewählt, wie und ob sie in den Feed passen. Farbschemen angepasst. Presets angelegt, damit alles harmonisch aussieht. Es werden Follower gekauft. Likes und Kommentare in Gruppen besprochen. Druck entsteht. Follow, unfollow. Aber dennoch die Stories des entfolgten Accounts schauen. Obwohl man gerade sogar noch auf WhatsApp miteinander geschrieben hat. Was ist passiert? Neid? Man fragt sich, warum ein Account abnormal schnell wächst und der andere, vielleicht eigene, gar nicht. Am besten nur noch ein Thema ansprechen. Monothemen funktionieren am besten. Aber macht mir das noch Spaß? Ich könnte ewig so aufzählen. Und will nicht allen Kalkül unterstellen. Aber meist doch Taktik. Und das ist ja gar nichts Verbotenes.

Ich bin mir sicher: Einige von euch fühlen sich jetzt angesprochen. Ich weiß das sogar. Und einiges trifft auch auf mich zu. 

Accounts mit nur einem Thema wachsen naturgemäß besser. Das ist keine Astrophysik.

Zum Beispiel: Das mein Account sicherlich jetzt deutlich größer wäre, wenn ich nur Mamathemen ansprechen würde. Und Posts mit "Hallo, ihr Lieben" beginne, mit "Gute Nacht" beende und dazwischen nur austauschbare Leere ist. Oder nur Interior. So fing es hier ja an. Das lief wirklich gut. Aber ich bin nicht der Typ von Mensch, der nur an einem Thema Spaß hat. Der seine Schwangerschaft verkündet, indem er ein Regal zeigt. Erzählt, wie schön das Wochenende war, wie viel Liebe man erfahren hat, und zeigt den Küchentisch. Denn der funktioniert ja am besten. Der sich so zurücknehmen kann und möchte. Ich möchte euch authentisch an meinem Leben teilhaben lassen, an unserer Wohnung, an unseren Reisen – an allem, woran ich mich erfreue. Oder auch nicht. Und genau das "kostet" mich immer mal Follower. Auch, wenn sich nun glücklicherweise ein solides, kleines Wachstum etabliert hat. Werde ich jedoch von einer Interiorseite repostet, kommen viele Interiorfreunde. Die wenigsten bleiben, wenn ich dann zeige, wie ich mit unserer Tochter im Kinderzimmer sitze. Andersrum genauso. Eigentlich logisch. Oder manchmal fühlen sich vielleicht Leute von mir angegriffen. Oder sind neidisch. Die brauche ich dann auch wirklich nicht hier. Aber hey, ihr, die ihr hier seid, ihr seid so toll. Ihr wollt genau das sehen. Das freut mich! Und so macht es Spaß. Das ist mir wichtig, da ich hier viel Zeit investiere. 

Ich bin euch so dankbar, dass ihr mir oft mitteilt, dass ihr genau diesen Mix und meine Authentizität mögt. Und dennoch versuche ich ein bisschen etwas zu verändern. Da mal ein Strich im Bild, da mal Outfits, da mal Nachhaltigkeit, da mal ein Zitat. Aber auch weiterhin uns als Familie, unseren Alltag, mit allem, was dazugehört und Interior. Und mich als Frau, Freundin und Mama. Und eben unsere Tochter unter Bäumen. Es bleibt bunt und wird vielleicht bunter. Man erfindet das Rad schwerlich neu. Elemente in Bildern, Zitate. Hab ich schon öfter gesehen. Und find ich schön. Vielleicht ihr auch. Ich mag mich einfach nicht festlegen (bei diesem Thema, Philipp ist safe. hihi). Und ich mag Abwechslung. Und: Klar mache ich mir selbst Druck. Ich möchte Spaß an Instagram haben, aber natürlich, alles andere wäre gelogen, freue ich mich über Resonanz unter den Bildern und auf die Stories. Durch Likes, durch Kommentare, durch Interaktion im Allgemeinen. Bin ich immer gespannt, wie ein Bild bei euch ankommt. Bin ich manchmal etwas traurig, wenn es schlechter läuft. Vor allem bei Werbeposts (das habe ich ja schonmal thematisiert). Was ich noch nie gemacht habe: Ein Bild gelöscht, weil es nicht so gut ankam und ein paar Stunden später erneut gepostet. Das sieht man oft. Und, dreimal dürft ihr raten, warum das so gemacht wird. Oder es auf einmal nicht mehr in den Feed passt. 

Große Accounts haben oft große Streuverluste. Und nicht immer eine gute Engagementrate.

Zahlen sind nicht alles, glaub mir. Egal, ob ein Werbepost 200 oder 1.000 Likes hat. Man bekommt die vereinbarte Bezahlung. Jeder. Auch hinsichtlich der Fans: Es gibt Account, die haben 50k Follower und ziemlich inaktive Fans. Haben da mal 200 Likes, da mal 300. Da weiß man ohne großes Marketingverständnis: Da ist etwas faul. Aber darum soll es jetzt nicht im Detail gehen. Einige Marketingmitarbeiter haben das mittlerweile auch verstanden: Je größer der Account, desto mehr Streuverluste. Oder auch: 50k Fans und weniger Interaktion als ein Account mit 20k? Dann arbeite ich doch lieber mit letzterem zusammen. Also, Zahlen sind nicht alles. Dennoch freut einen natürlich ein solides Wachstum. Und ich sage euch ganz ehrlich: Ich habe mir Gedanken gemacht, dass ich seit Herbst letztem Jahr eigentlich nur noch Follower verloren habe. Unabhängig davon, dass man damit Geld verdient (das geht auch mit weniger Followern): Man hinterfragt seinen Account. Man hinterfragt sich. Vor allem, wenn es bei anderen scheinbar besser läuft. Und das macht Druck. Das war die Zeit, in der ich mich so intensiv mit dem Fake-Followerkauf auseinandergesetzt habe. Weil ich jetzt weiß: Das geht nicht nur mir so. Viele Accounts verlieren Follower. Wenn sie nicht einkaufen wollen. Und, na klar, deshalb läuft es bei dem anderen Account scheinbar besser. Mit dem Kauf inaktiver Follower sinkt jedoch die Engagementrate (Verhältnis der Follower zur Interaktion, also Likes und Kommentare). Und um das auszugleichen haben sich manche Like- und Kommentargruppen gebildet. Da wird sich gegenseitig gebeten, die Bilder zu kommentieren. Mit immer dem gleichen Schwachfug. Oder es werden einfach Likes gekauft. Krass, oder? Nein, sowas mache ich nicht. Dann sinke ich in Würde. Ich weiß ja, dass der Alghoritmus manchmal spinnt. Dass manchmal einfach Bilder nicht gesehen werden. Oder gesehen werden wollen. Dennoch schade, weil man Zeit investiert. Und deshalb weise ich in den Stories auf einen neuen Post hin. Vielleicht nervt das manchmal, aber meine Stories sind wirklich beliebt bei euch. Und bei mir, ich mach das alles gerne. Nicht nur, weil es derzeit mein Job ist. 

Aber eben auch weil es gerade mein Job ist, mache ich mir manchmal morgens Gedanken, was ich abends poste. Sonst sinkt die Reichweite. Und das ist dann ein Dominoeffekt. Und manchmal müssen Bilder vorproduziert werden, wenn sie vom Kunden abgenommen werden. So habe ich schon öfter zu Philipp am Wochenende gesagt: "Wir müssen noch das Bild für XY machen." Ja, so ist das. Das ist dann ein Tagesordnungspunkt. Und das Bild muss sitzen. Sonst sinkt manchmal auch kurzzeitig meine Laune. Muss ja gemacht werden. Ich machs gern, aber es muss eben dann auch sein. Oder eine schöne Kulisse: Dann wird so lang ein Bild gemacht, bis es passt. Und bei uns entscheidet Philipp nach drei Bildern, das es passt. Das ist aber bei anderen bestimmt nicht so. Ich versuche wirklich, meine Sachen zu erledigen, wenn unsere Tochter schläft. Und bin eigentlich auch fast nie am Handy, wenn wir uns mit Freunden treffen. Und genau diese Auszeiten brauche ich. Um mir auch einfach meine Leichtigkeit zu bewahren. Und meinen Traffic. Und meinen Akku. 

Lange Texte entstehen nicht mal eben so an der Bushaltestelle.

Was ich euch eigentlich mit dem Gedankenabriss hier sagen möchte: Nichts kommt von ungefähr. Es entstehen keine aufwendigen Bilder mit ellenlangen Texten an der Bushaltestelle. Zwischen weinendem Kleinkind und Bratwurst. Oder so. Und danach wird immer geschaut, wie das Bild ankommt. Oder: Es wird so lange nicht geschaut, bis es mal in die Hose geht. Und dann fängt oft das Gedankenkarussell an. Ich möchte da gar nicht tiefer reinrutschen. Und meine Laune von ein paar Likes abhängig machen. Ist aber manchmal schwer, wenn man eine Sache nicht nur halbherzig macht, sondern viel Liebe und Zeit reinsteckt. Ich kann Dinge nicht mit halben Po machen. Dann mache ich sie nämlich nicht richtig. Und wenn ich für etwas nicht brenne, kann ich es auch sein lassen. Finde ich. Worüber ich wirklich nachdenke: Einen handyfreien Sonntag. Die Unbeschwertheit im Umgang mit Instagram vor zwei Jahren. Eine Woche Urlaub ohne Instagram. Klingt leicht, ist es aber nicht. Vor allem ist es nicht so, als brauche ich den Abstand. Ich mag das alles ja hier. Ach, Mensch, Leute. Ihr wisst. Alles gesagt. Meinerseits.