Jetzt sitze ich hier und weine ein bisschen.

Jetzt sitze ich hier und weine ein bisschen. Vor Erschöpfung, Liebe und vielleicht auch ein bisschen vor Scham. Denn ich bin SO dankbar für dieses gesunde, schöne Mädchen. Und dafür, dass ich ihre Mama sein darf. Nichts davon ist selbstverständlich. 

Bei all der überschäumenden Liebe kann und muss man aber auch einfach mal sagen: Es ist so verdammt anstrengend. Und das darf man auch mal laut sagen. Das muss man sogar. Denn das tut gut. 24/7 streicheln, trösten, entertainen, spielen, ernähren. Bereit sein. Ich bin nur noch für sie da. Ohne Kompromisse. Einfach so weggehen? Ohne planen, fragen, bitten, richten. Das geht nicht mehr. Für mich. Nicht für Philipp. Und das ist irgendwie unfair. Auch das darf man mal ganz laut sagen. Aber eigentlich kann er dafür gar nichts. Und etwas daran ändern kann er derzeit auch nicht. "Mhhhh-Mamamaman-Mama" ist unersetzlich, besonders nachts. 

Philipp ist gerade auf seiner Weihnachtsfeier. Da sollte ich auch sein. Und gestern auf meiner. Aber unsere Tochter braucht mich gerade so so sehr. Und nichts anderes ist wichtiger, als das ich für sie da bin. Ja, und jetzt sitze ich auf der Couch und weine ein bisschen. Diese kleine Zuckermaus, ich mache alles für sie. Und das so gern. Wie sehr ich sie liebe. Sie ist so cool, lustig, wild - und so anhänglich. Und ich so glücklich, immer. Aber auch so erschöpft, manchmal. Aber gerade ganz besonders. Ich würde so gern einfach mal gehen, einfach mal raus, allein. Kraft tanken. Ich sein. Ohne die ständige Bereitschaft. Einfach mal kurz. Kurz raus.

Die ersten Monate hatte ich gar kein Bedürfnis danach, mal allein wegzugehen. Warum denn? Ich habe doch alles hier, was ich brauche. Nun, wo ich es mir wünsche, einfach mal ohne großen Planungsaufwand zu gehen, einfach mal raus, allein, geht es nicht. Ich möchte es so sehr, aber es geht nicht. Ich kann nicht. Der Papa wird innig geliebt, abends kann er aber gar nicht unterstützen. Unsere Tochter lässt sich weder von ihm ins Bett bringen, noch beruhigen, wenn sie aufwacht. Und sie wacht gerade ziemlich oft auf. Ich kann nicht einfach gehen. Ich möchte es genießen und nicht das Gefühl haben, dass sie weint. Meine Tochter soll sich einfach nicht in den Schlaf weinen. Und deshalb gibt es derzeit keinen Ausweg aus der Situation. Keinen akzeptablen Ausweg. Für mich, für uns. Nur: Es zu akzeptieren. Nicht darauf zu hören, dass manche indirekt sagen, ich hätte sie verwöhnt (Spoiler: Man kann Babies mit Liebe und Nähe nicht verwöhnen). Oder: Bei anderen klappt es doch auch. Jedes Baby ist anders. Und jede Mama. Und jede Beziehung. Ich muss es akzeptieren. Mich weiterhin zurücknehmen. Mir das einzugestehen ist verdammt hart. Es ist ein Fulltime-Job. Und mehr als das. Denn in einem Job hat man eine Vertretung, Urlaub und Krankheitstage. Es ist alles. Alles, was mich derzeit ausmacht. Weil einfach kein Raum da ist für mich. Für mich allein.

Ob Still- oder Fläschchenmama, Trage- oder Kinderwagenmama, Working- oder Elternzeitmama, ob blond oder braunhaarig: Wir sind großartig! Wir gehen bis ans Ende unserer Kräfte. Und noch weiter. Immer weiter. Für unsere Babies. Und, weil wir nicht anders können. Es gibt keine andere Wahl. Das zu realisieren ist heftig. Tage, Wochen, Monate, Jahre. Unsere Babies brauchen uns und wir geben ihnen alle Nähe, die sie brauchen. Aber wir brauchen auch Kraft, um Kraft geben zu können. Wir sind Mamas. Aber auch Frauen, Freundinnen, Töchter. 

Du bist nicht allein.

Und, falls dir das heute noch keiner gesagt hat: Ich bin verdammt stolz auf dich. Du machst das toll und ich kann genau nachempfinden, wie es dir geht. Ohne Erklärungen, Wenn und Abers, Rechtfertigungen, Fragen oder ungefragte Ratschläge. Irgendwann trinken wir einen Sekt, vielleicht auch zwei, tanzen und kommen 3 Uhr wieder nach Hause. Und hatten Spaß. Und haben nicht immer aufs Handy geschaut und besorgte Anrufe getätigt. Und finden unsere Lieblingsmenschen friedlich schlafend vor. Und gehen mit neuer Kraft an den nächsten Tag. ️Und sind wieder Frauen, Freundinnen, Töchter und Mamas.